Wwoofer- Allerlei

Es gibt Geräusche, die habe ich begonnen, zu lieben, vor allem, wenn sie gleichzeitig ertönen und von meinen fleißigen Helfern zeugen: Das tiefe Brummen des Rasenmähers, das etwas hellere Brummen der Schleifmaschine, das ohrenbetäubende Dröhnen der Motorsäge oder der Motorsense,  das Geräusch einer Axt, die gerade Holz spaltet. Erinnert Ihr Euch an die dicken, fetten Holzklumpen, an denen sich Carsten letztes Jahr drei Motorsägenketten zerstört hat?! Nun, diese Holzklumpen sind jetzt dank Raymond soweit aufgespalten, daß sie zum Holzschuppen transportiert und dort weiterverarbeitet werden können! Ich gebe es ja ungern zu, aber hin und wieder braucht´s einen Mann auf dem Hof...

Lynn vergnügte sich mit dem Schleifen des Busses. Eigentlich hatte ich mit Schleifen und Malen längst fertig sein wollen, aber ich stelle keine Wwoofis bei dreißig Grad im Schatten zum Schleifen an den Bus, deshalb wird das wohl in diesem Jahr nichts mehr werden. Allerdings überlege ich, ob es überhaupt einen neuen Anstrich braucht. Der Bus könnte richtig schön hippie aussehen, wenn man sich das mal so weiterdenkt! Alles schön bunt schleifen, glänzender Klarlack drüber- na?

Dies ist das hoffentlich rehsichere Winterbeet. Hier tummeln sich allerlei Wintergemüse und -salate, und da ich absoluten Platzmangel habe, wurden die Asiapflänzchen in mein neues Hochbeet gesetzt, das Lynn und Lisa mir gebaut haben. Bevor ich dort im nächsten Jahr Kartoffeln ausbringe, ist es abgeerntet. 

Die letzten Wochen vergingen wie im Fluge, und rapp zapp waren Lynns drei Wochen um. Ungläubig verabschiedete ich mich von ihr und nahm damit auch von meinem fähigen Küchenteam Abschied. Denn bis auf wenige Ausnahmen waren es tatsächlich Lynn und Lisa gewesen, die für unser leibliches Abendwohl gesorgt hatten. Inzwischen bin ich ganz allein, denn auch Lisa und Raymond sind gestern abgereist, und mit dem Kochen sehe ich schwarz. Gestern Abend gab es noch Reste von vorgestern (Nudeln mit Pilzsahnesoße, die Pilze natürlich selbst gesammelt, das Essen von Raymond zubereitet), und heute ganz kreativ Pommes... Mit ihrem zweiten Aufenthalt von fünfeinhalb Wochen (der erste war ja viereinhalb Wochen) schlagen Lisa und Raymond übrigens Jasmin vom ersten Platz, die "nur" sieben Wochen bei mir war. 

Übrigens habe ich mal ausgerechnet, was aus meinem Vorsatz "Dieses Jahr weniger Wwoofer" geworden ist. Im letzten Jahr hatte ich insgesamt 15 Wochen Hilfe, wobei ich im August beispielsweise drei Wwoofis gleichzeitig hatte für jeweils zwei Wochen, so daß ich allein für diese Zeit sechs Wochen berechnete. Im letzten Jahr also insgesamt 15 Wochen, in diesem Jahr, und die Mädels, die am Sonnabend anreisen, habe ich bereits mitgezählt: 45 Wochen Wwoofis! Ist das zu fassen?! Halten Eure guten Vorsätze genauso weit wie meine?!

Ach ja, das habe ich Euch noch gar nicht berichtet: Patrick, der eigentlich zu Victoria wollte, die aber zu langsam reagiert hat, ist schlußendlich bei Wwoofer- Kerstin gelandet! Die Welt ist manchmal klein... stattdessen kam Luisa, sechsundzwanzig, und half Victoria zwei Wochen lang. Letztgenannte hätte sie am liebsten gar nicht mehr gehen lassen...

Das Lischen übrigens war mal wieder krank. Einmal hatte sie ganz schlimmen Flüssigdurchfall und konnte es nicht halten, so daß sie ständig tropfte und sich und den Wintergarten einschmierte und immer wieder ganz lecker in einer braunen Lache lag. Igitt, hat das gestunken! Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen, wie oft wir sie mit einem Schlauch sauber gespritzt haben. Mäuschen lief ständig mit nassem Popo umher... Eine Woche lang ging das so, und ich befürchtete bereits das schlimmste. Zwar war sie fit und wollte ständig spielen, aber die Inkontinenz machte uns allen doch ziemlich zu schaffen. Und dann war sie Donnerstag und Freitag richtig krank: Bauchkrämpfe, Übelkeit, Fieber. Aber sie hat sich wieder gerappelt, und der Ball ist ihr ständiger Begleiter!

Es ist halb neun und fast dunkel. Ich fasse es nicht. Wo sind die langen Sommerabende hin? Über die Temperaturen kann ich mich nicht beklagen: Tagsüber achtzehn bis neunzehn Grad, nachts zwischen zehn und zwölf Grad. Fenster und Türen werden allerdings spätestens abends geschlossen, und morgens wird der Kamin im Wintergarten befeuert, bis es schön huschelig warm ist. Die Vögel sind verstummt, die Schwalben längst gen Süden gezogen. Für mich fällt diese Reise in diesem Jahr aus, eventuell muß ich sogar den Zahnarzttermin absagen. Momentan arbeite ich fast nur für Lisa, entsprechend pleite bin ich. Aber für meinen Augenstern mache ich das gern!

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