Was für ein Tag!

Und hier sitze ich nun und bin schlagkaputt. Heute nämlich war der Brunnenbohrer da, und da ging einiges drunter und drüber. Ich selbst könnte mir das Brunnenbohren ja gar nicht leisten, aber meine Mutter meinte, ich solle fließend Wasser bekommen. Ich holte also ein Angebot ein (Festpreis fürs Bohren bis 90 m Tiefe), und sie überwies mir das Geld. Eigentlich wollte der Bohrer bereits Anfang Mai kommen, und als sich nichts rührte, obwohl er eine Woche vorher Bescheid geben wollte, rief ich vorgestern an und fragte nach. Antwort: Sie hätten geplant, am Folgetag, also gestern, zu kommen. Ich hielt das erst für einen Scherz, war gestern auch gar nicht zuhause, und wir einigten uns auf heute. Ich mag mir nicht ausdenken, wie es gewesen wäre, wenn die gestern früh plötzlich da gestanden hätten, ich grad frisch aus dem Bett gekrabbelt oder noch nicht einmal, mit Terminen außer Haus, und die ganze Maschinerie hier auf dem Hof!

Sie fuhren (mit meiner Einwilligung) Teile meines Erdkellerbeetes kaputt und entsorgten den Bohrstaub nicht an meinen bevorzugten Ablageplatz, aber nun gut. Sie begannen, zu bohren. Der Boden vibrierte. Wir zückten die Ohrstöpsel. Ich beruhigte Lisa, die völlig aufgewühlt war und ständig Körperkontakt haben wollte. Schließlich saßen Wwoofer- Lisa und ich im Wintergarten bei den Hunden und leisteten ihnen Gesellschaft. Ich sprang immer mal wieder hinaus und sah nach der Höllenmaschine. Mir war nicht recht wohl dabei, eine dermaßen tiefe Wunde in die Erde zu schlagen, aber wer sagt schon nein, wenn ihm fließend Wasser angeboten wird? Ok, vor zehn Jahren hätte ich wohl abgelehnt, aber man wird ja weiser :)

66 m Tiefe, kein Wasser. Der Bauleiter sah mich besorgt an und fragte, ob wir irgendwo eine Pumpe installiert hätten, die das Wasser abzieht. Ich verneinte und wurde unruhig. 72 m Tiefe. Kein Wasser. 76 m Tiefe. Ich wurde richtiggehend nervös, mit Knoten im Magen. 78 m Tiefe. Immer noch kein Wasser. Sollte ich auf eigene Rechnung tiefer als 90 m bohren lassen? Aber was sollte das kosten? Ich wußte ja von Brunnen, die 150 m tief waren!

Ich rannte unruhig hin und her und steckte damit Wwoofer- Lisa an. 80 m Tiefe. Kein Wasser. Ich überlegte, wie es sich mit einem 90 m tiefen Schacht direkt neben dem Haus anfühlt. Hatte das mit dem Wasser bereits abgeschrieben. Und dann: 87 m Tiefe: Wasser!

Jetzt hieß es, einen Graben für die Leitung zu buddeln. Nicht ganz einfach bei meinem felsigen Boden. Da mußte Raymond mit der von Dieter geliehenen Spitzhacke ran. Raymond übrigens hatte sich heute der Werkstatt angenommen, und ich bin super begeistert vom Resultat!

Schaufeln, buddeln, hacken und Erde und Steine beiseite schaffen, das wird auch morgen unsere Aufgabe sein. Und das bei 26 Grad im Schatten! Ach ja, und Tannenzapfen oder Ball verstecken müssen wir natürlich auch, darauf besteht mein Lischen. Und da es sich dabei sowieso um die wichtigste Aufgabe auf diesem Hof handelt, kommen wir dem natürlich regelmäßig nach!

Man mag kaum glauben, daß diese kleine Erhebung dort einen Schacht abdeckt, der 87 m in die Tiefe reicht... vorhin zischte es ordentlich im Bohrloch, das war das Wasser, das aufstieg. Irgendwie fühlte ich mich an alte Zeiten erinnert, denn buddeln, um Leitungen zu vergraben, das hatte ich schon öfters. Jetzt hoffe ich mal, daß die Installation bald erfolgen kann, denn dadurch, daß die Regenrinne nicht funktioniert hatte, ist mein Regenwassertank fast leer, und das Wasser aus meinem gegrabenen Brunnen hat seine Sommerqualität angenommen: einfach nicht mehr zu gebrauchen. Ich hoffe ja drauf, daß morgen noch ein weiterer kräftiger Mann  vorbei kommt, der Lust hat, Spitzhacke oder Spaten zu ergreifen, um bei Graben ziehen zu helfen. Denn morgen wollen wir fertig werden. Und mal ganz ehrlich: Es handelt sich dabei nicht wirklich um eine Frauenarbeit, oder?

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