Ölen und malen und zupfen und kardieren und und und

Während ich bei schönstem Wetter im Büro saß und die letzten Steuererklärungen für meine Kunden fertig machte, ölte Jasmin die Frühstücksterrasse, den Eingangsbereich und die  Lisenarthrosentreppe, die Mareike und Miriam uns letztes Jahr gebaut hatten. Damit konnte ich dann auch diesen Punkt auf der To- Do- Liste abhaken- und gleich für nächstes Jahr wieder draufschreiben, denn geölt werden muß jedes Jahr. Überhaupt habe ich bereits einige Punkte auf meiner Nächstes- Jahr- Zu- Tun- Liste, und ich befürchte, daß einige Arbeiten, die wir dieses Jahr nicht schaffen werden, auch auf diese Liste wandern... 

Da Jasmin nicht nur ölen wollte, sondern auch malen, verschönerte sie die Rückseite des Verschlages an der Einfahrt. Die Einfahrt nämlich hatten wir noch gemeinsam mit Maike aufgeräumt, so gut es geht. Jetzt lagert das ganze Baumaterial unterhalb der Scheune, bis es seinen endgültigen Platz in einem neu zu bauenden Scheunenteil bekommt.

Es war richtig krass gutes Wetter.  Die Kartoffeln waren ausgebracht. Das Erdbeerfeld in Ordnung gebracht. Die letzte Deklaration eingetütet. Ich war müde, hatte teilweise bis abends neun Uhr am Rechner gesessen. Mußte nachts mit Lisa raus. War so aufgedreht, daß ich abends sowieso nicht zur Ruhe kam und morgens meinen Kaffee teilweise am Rechner trank. Dann war der Papierstreß vorbei. Die Erschöpfung schlug zu. Ich beging den Frevel des Jahres: Während Jasmin die Arthrosentreppe ölte, legte ich mich auf die Liege. Eine Stunde lang. Eine herrliche, ruhige Stunde lang. Ja, ich hatte ein schlechtes Gewissen, daß ich mich entspannte und Jasmin arbeitete. Aber sie lachte nur. Ihr machte die Arbeit Spaß. Und so lag ich dann im Schatten des Kirschbaumes und hatte es gut.

Zwei Tage Regen. Überraschungsbesuch von Georg, Jenny und ihren Kindern. Georg kannte ich bisher nicht persönlich, aber als er richtung Tivedscamping zufuhr, kam ihm der Gedanke, daß ich ja in der Nähe wohnen würde. Also kam er zum Kaffee vorbei. Jasmin hatte am Abend zuvor leckeren Rhabarberkuchen gebacken, und so tranken wir Kaffe, aßen und plauderten. 

Von Victoria hatte ich Wolle bekommen, und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Wolle kardiert. Das ist gar nicht so einfach, aber dank Youtube hatten Jasmin und ich den Dreh bald raus.

Ich möchte mir nämlich ein kleines Täschchen filzen. Für meine Medizinsteine. Die ich noch nicht habe. Letzten Vollmond bin ich in Kontakt mit dem Inkaschamanismus gekommen, und jetzt brennt alles in mir, die erste Einweihung zu bekommen. Und dazu benötige ich ein schönes Stück Stoff oder ein Täschchen für die Steine, die in diesem Zusammenhang geweiht werden. Ich habe keinerlei Erfahrung mit den Inkas und deshalb viele Fragen. Leider scheinen mich einige Schamanen, die ich kontaktierte, deshalb als unbequem zu betrachten. Der erste antwortete erst gar nicht auf meine e-mail. Seine Assistentin antwortete mir auf meine Mail zwar, was das organisatorische angeht, ignorierte jedoch meine inhaltlichen Fragen. Ich habe diesen Schamanen später auf Fb gefunden, er liegt mir sowieso nicht. Die andere arbeitet auch mit den nordischen Traditionen, entschied sich dann aber, daß ich zuviele Fragen habe. Sie möchte mit Energien arbeiten, nicht mit dem Gehirn. Die dritte ist erstmal den gesamten Juni und Juli in Peru. Mit einer weiteren, der letzten auf meiner Liste, werde ich heute telefonieren. Mein Problem ist ja auch, daß ich Lisa und Edda habe, und da kann ich nicht so einfach weg. Und Lisa hätte ich ja sowieso am liebsten bei mir. Alles nicht so einfach. Ich hoffe, es findet sich eine Lösung.

Und dann fuhr Jasmin weg. Ließ mich allein. Bis zur letzten Minute arbeitete sie hier noch mit, dabei hatte sie sowieso viel zuwenige freie Tage! Aber sie wollte es nicht anders, und ich bin ja froh, wenn es meinen Wwoofis hier gut gefällt und sie mir mit Begeisterung helfen. Jedenfalls bin ich seit Sonntag Nachmittag allein. Merkwürdiges Gefühl. Aber heute Nachmittag kommen Lisa und Raymond, die einen Monat bleiben. Und während meines ursprünglich geplanten Seminares auf die Hunde aufpassen wollten... Morgen müssen wir erstmal einen Großeinsatz im Garten machen. Der Giersch ist echt eine Plage! Und dann habe ich es zum allerersten Mal, daß die Getreidekörner, die im Stroh verblieben sind, keimen. Ja, das eine oder andere Mal vereinzelt, aber jetzt könnte ich tatsächlich Getreide ernten! Ist aber nicht der Plan, da werden wir zupfen. Und dann das Rasenmähen. Nicht ganz leicht bei diesem Gelände. Ich hoffe auf Raymonds Muskeln. Als Mann ist er ja kräftiger als wir Frauen, und das muß genutzt werden! Überhaupt: Wenn der wüßte, daß ich eigens eine Liste mit Männerarbeiten angelegt habe, würde er sicherlich nicht ohne Stärkungsschnaps anreisen :)

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