Heimreise mit Hindernissen

Regelmäßig erneuerte ich das heiße Wasser in der Wärmflasche, die ich im Rücken hatte, während ich fuhr. Mein Rücken wurde besser, aber jetzt zogen die Schmerzen ins rechte Bein. Am ersten Tag fuhr ich nur acht Stunden, aber ab dem nächsten Tag saß ich zwölf Stunden hinter dem Steuer und wußte irgendwann nicht mehr, wie ich die Reise überstehen sollte. Der Schmerz zog von der Hüfte in das gesamte Bein bis hinunter in meinen Fuß. Mein Bein war taub, kribbelte kalt, schmerzte pulsierend und teilweise wie mit kräftigen Nadelstichen. Später sagte mir mein Osteopath, daß ich Ischiasschmerzen gehabt hatte. Ich denke, ich kann stolz darauf sein, daß ich uns trotzdem nach Hause gebracht habe...

In Spanien geriet ich in einen Schneesturm, und die Nacht verbrachten wir inmitten einer Schneelandschaft. Ich heizte ordentlich ein, dennoch sank die Temperatur im Bus nachts dermaßen, daß ich mehrfach wach wurde und neu einheizen mußte. An der Grenze zu Frankreich patroullierten nicht nur Polizei und Grenzschutz, sondern es stand auch Militär mit Maschinenpistolen aufgereiht; mein Gefühl war mehr als nur ungut, aber ich konnte ungehindert passieren, und das, obwohl der Bus nun wirklicht nicht vertrauenerweckend aussah. Aber es trafen mich verwunderte Blicke: Von vorn war er ja hübsch rot, aber sobald ich vorbei fuhr, sah man das häßliche, abblätternde Grau.

In Frankreich schien die Sonne, es war warm. Strandwetter! Gabi war aber deutlich gewesen: Kein Strandspaziergang für Lisa! Bedauernd fuhr ich an den Abfahren zu den Stränden vorbei. Wenn Lisa nicht an den Strand durfte, dann fiel unsere Pause halt aus.

Nach fünf Tagen  schmerznhafter Reise kamen wir in Hann.Münden an. Irgendwie hatte ich uns bis zum ersten Heimreiseetappenziel gebracht und war heilfroh, daß jetzt drei Tage Ruhe war. Zwar viele Termine, aber keine Fahrerei. Lisa ging es gut. Ihre Fäden wurden gezogen, und ich leistete mir einen Body für sie, denn das T- Shirt zog sie sich immer wieder aus. Zwar eher unabsichtlich, aber Zugang zur frischen Naht war nicht erwünscht.

Am Abend zuvor war ich angekommen, hatte bereits einige Termine erledigt. Am Folgetag stand Zahnarzt an, dann wollte ich nochmal zu meiner Schwester und zu meiner Mutter, und am Tag darauf wollte mir meine Freundin meine Haare färben. Das bekomme ich nämlich nicht allein hin, und sie ist inwischen Expertin darin. Am Nachmittag wollte ich zu einem Freund nach Hannover, dort einen netten Abend verbringen und dann am nächsten Tag in aller Ruhe nach Hause fahren. Doch es kam anders, wie so ziemlich alles in diesem Urlaub.

Donnerstag Abend, zehn Uhr. Wie jeden Abend seit dem ersten Sturm in Portugal sah ich nach, welches Wetter mich erwartete. Und bekam einen Schock: Bereits am Sonnabend Nachmittag sollte Sturm aufkommen, und ab Sonntag Nachmittag war für vier Tage rote Sturmfahne auf Dänemark und Teilen Schwedens angesagt. Da würde doch niemals eine Fähre fahren! Ich jedoch mußte dringend wegen Arbeit nach Hause und hatte einen Notfalltermin bei meinem Osteopathen, den ich wahrnehmen mußte, weil meine Schmerzen so ziemlich unerträglich waren. Ich mußte unbedingt vor dem Sturm in Schweden sein!

Fluchend warf ich alle Pläne um und entschied mich, bereits am nächsten Tag direkt nach meinem Zahnarzttermin loszufahren. Was für ein Mist! Meine Mutter kam noch um elf Uhr abends mit den Einkäufen vorbei, die ich bei meiner Schwester eingelagert hatte, und ich quälte mich am Folgetag frühzeitig aus dem Bett, um noch die restlichen Sachen abzuholen, die ich bei meiner Freundin hatte.

Beim Zahnarzt war ich sehr erleichtert, hatte schon wieder Kariespanik gehabt, aber es war nur die neue Krone, die einen Bruchteil eines Millimeters zu hoch war und beim Kauen auf einen der unteren Backenzähne drückte. Glück gehabt! Ich kaufte noch fix etwas Wein ein, um meine Vorräte aufzufüllen, und fuhr dann richtung Norden.

Die Überfahrten waren sehr unruhig, aber immerhin fuhren die Fähren, weil ich noch vor den roten Sturmfahnen am Anleger stand. Abends waren wir endlich zuhause, und Lisa und Edda tobten erstmal im Schnee. Es war kalt. Es war dunkel. Plötzlich wieder zuhause zu sein war merkwürdig. Da kam es gut, daß Victoria mich und meine beiden Süßen zum Tee einlud. Ich nahm die Einladung gern an, half sie mir doch, mich wieder einzufinden.

Die Nacht verbrachten wir noch im Bus, und am nächsten Tag siedelten wir wieder ins Haus um. Ich benötigte zwei Tage, um richtig anzukommen. Und dann gingen hier Sturm und Schneefall los. Ich hatte den Winter mitgebracht. Vermutlich aus Spanien...

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Kommentare: 2
  • #1

    Renate (Mittwoch, 21 Februar 2018 19:44)

    Hallo Cordula, ich bin immer erstaunt was sie so alleine alles schaffen.Ich habe auch 2 Bücher von ihnen gelesen, fand beide sehr gut. Ich bin auf sie gekommen, weil ich ihren Namen bei Google eingegeben habe.Jetzt fragen sie bestimmt ,wie kommt Jemand fremdes darauf meinen Namen bei Google einzugeben.Ich kannte ihren Vater.1996 war ich mit ihm in Saulgau zur Reha . Leben sie jetzt ganz alleine in dieser Abgeschiedenheit? Ich muss sagen sie sind sehr mutig und haben alles super in Griff.Ich wünsche Ihnen alles gute..

  • #2

    Cordula (Freitag, 23 Februar 2018 11:14)

    Hallo Renate!
    Danke für Ihre Nachricht! Es freut mich sehr, daß Ihnen meine Bücher gefallen haben! Meine Mutter hatte bereits berichtet, daß jemand aus der Saulgauzeit meines Vaters meine Bücher gelesen hatte, also sind Sie das!
    Ja, ich wohne allein im Wald, allerdings habe ich meine beiden Hunde, mein Kätzchen und eine ganz tolle Nachbarin, Victoria, mit der ich mir gegenseitig helfe. So ganz allein bin ich also nicht!
    Ich wünsche Ihnen auch alles Gute!