Regenzeit

Der Supermarkt war nicht allzu weit vom Stellplatz entfernt , und so kaufte ich noch ein Hühnchen für Lisa. Als ich zurückkam, hörte ich Edda bereits von weitem kläffen. Das war vor wenigen Tagen losgegangen: Ließ ich sie und Lisa oder auch nur Edda im Bus zurück, bellte sie und sprang auf die Sitze. Das mußte ich unbedingt in den Griff bekommen, bevor es zur Gewohnheit wurde! Als ich die Bustür öffnete, bekam sie sich vor Freude nicht mehr ein; das tat sie zwar immer, aber als ich ihr dann zeigte, daß es nicht ok ist, auf die Sitze zu hüpfen, war sie ziemlich betroffen, so daß es mir schon wieder leidtat, daß ich mich nicht ungehemmt mitfreuen konnte.

Der Sturm wollte einfach nicht beginnen, und ich dachte schon, alle Warnungen seien übertrieben gewesen. Dann jedoch ging ich einem knallenden Geräusch nach, das regelmäßig von draußen ertönte und erblickte die Fahne, die auf der Burgruine auf dem Berg wild flatterte und dieses Geräusch verursachte. Der Sturm hatte bereits begonnen, und ich hatte aufgrund der geschützten Lage einfach nichts davon mitbekommen! In der Nacht jedoch prasselte der Regen auf das Dach, und der Bus bebte gewaltig. Wie mochte die Lage direkt am Meer sein? Ich war froh, daß ich mich in den Ort zurückgezogen hatte.

Mitten in der Nacht fiepte Lisa. Sie mußte mal raus. Ich krabbelte aus dem Bett und bekam einen riesigen Schrecken, als ich die Wasserlache auf meinem zum Glück zugeklappten Laptop sah, den ich zum Laden auf dem Sitz liegengelassen hatte. Es regnete in den Bus! Ich folgte den Tropfen und sah dann, daß es in rascher Folge von dem Stromkabel tropfte, das von der Solarplatte auf dem Dach in den Bus führte. Da ging mir schlagartig auf, woher das Wasser kam, das ständig im Tritt auf der Fahrerseite stand, und dessen Herkunft mir bis dato so schleierhaft gewesen war: Es war innen an der Buswand heruntergelaufen und hatte sich am tiefsten Punkt gesammelt, dort natürlich für Rost gesorgt und noch mehr Rost, so daß dann diese riesigen Löcher entstanden, die meinen Schweißer so entsetzt hatten. Im grunde war es ein großes Glück, daß ich jetzt wußte, daß es reinregnete, obwohl es mich natürlich beunruhigte. Und danke an Lisa, daß sie meinen Laptop vor dem Totalschaden bewahrt hatte! Ich stopfte Handtücher in den Spalt zwischen Oberschrank und Decke, um die Nässe aufzufangen, und tauschte diese ab sofort regelmäßig aus. Allerdings mußte eine Lösung her. Irgendwie mußte ich aufs Dach und die Leckage finden, um sie abzudichten.

Der Wind hielt sich auch am Folgetag, und ich war ziemlich unruhig, weil ich unbedingt aus dem Ort herauswollte. Ich hatte ja nur wenige Wochen zur Verfügung und wenig Lust, sie auf einem Betonplatz mit häßlicher Aussicht zu verbringen!

Was mir den Aufenthalt versüßte: Ich lernte einen netten Schweden kennen, mit dem ich mit super verstand. Wir kamen aus dem Plaudern gar nicht mehr heraus, und er verriet mir auch, daß es in einem kleinen Minimerkado im Ort deutsches Sauerteigbrot zu kaufen gab. Welch Freude! Ich hatte ja versucht, mit dem Omnia Backofen auf meinen Gasherd Brot zu backen, aber das Experiment war gescheitert, es war einfach nicht eßbar gewesen. Flugs ging ich einkaufen und kehrte mit Biodinkelsauerteigbrot zurück! Lecker!

Den Tag drauf gab es kein Halten mehr für mich: Ich packte meine Duschsachen zusammen und ging im Schwimmbad duschen und Haare waschen. Danach fuhr ich direkt zum Strand. Das Meer war sehr aufgewühlt, es wehte immer noch eine steife Brise, aber sie warf den Bus nicht um :) Wir machten einen langen Spaziergang, dann saß ich draußen und las, trank Kaffee und ließ es mir gutgehen.

Am Nachmittag stand der Kontrollbesuch bei Gabi an. Sie entschied, daß Lisa noch eine weitere Woche lang Antibiotikum nehmen sollte. Die Operation setzte sie für den 20.Dezember an. Sonnenwende. Da der Durchfall, der kurzzeitig weg gewesen war, wieder zurückgekehrt war, und Lisa auch einfach nicht an Gewicht zunahm, konnte sie ihre Prognose auch nicht verbessern. Ich mußte mich darauf einrichten, daß ich ohne Lisa wieder nach Hause fahren würde. Allein der Gedanke daran ließ mich fast hysterisch werden.

Der Besuch in der Werkstatt lag an. Auf dem Weg dorthin fuhr ich bei einer Trinkwasserquelle vorbei, füllte meine Kanister, und fuhr dann zur alten Festung, an der ich einen Bekannten vermutete, den ich seit meinem letzten Besuch vor vier Jahren aus den Augen verloren hatte. Er war da! Mit offenem Mund starrte er mich überrascht an, erkannte mich aber sofort. Welche Freude! Und so konnte ich ihm das Kilo Dillspitzen, das ich für ihn gekauft hatte, tatsächlich überreichen! Dillspitzen sind nämlich nicht zu bekommen in Portugal, und Mattes liebt sie.

Wir hatten nicht viel Zeit miteinander, denn Herbert rief an, ich solle etwas vor der ausgemachten Zeit in der Werkstatt sein, aber ich versprach Mattes, daß ich noch einmal vorbeikommen würde.

Herbert hatte eine Leiter, die ich mir leihen konnte, um auf das Busdach zu klettern. Als die Lichtmaschine getauscht war, ließ ich mir die Leiter von dem männlichen Part eines Pärchens, das ich kennengelernt hatte (Namen vergessen!) halten, während ich die Dose, aus der das Kabel kam, reinigte und mit meinem Schornsteinsilikon abdichtete. Ich hatte zwar kein Reinigungsbenzin,und das Silikon, das ich dabei hatte, war nicht unbedingt geeignet, aber ich hoffte, daß es funktionieren würde, bis ich wieder zuhause war.

Am nächsten Tag ging der Regen wieder los, und ich stellte fest, daß es weiterhin von dem Kabel tropfte. Also war da Abdichten der Dose nicht erfolgreich gewesen.

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