Reise in den Süden

Da es bereits dunkel war und das Wetter eklig, entschied ich mich, mir in dieser ersten Nacht meiner Reise in den Süden einen Stromanschluß zu gönnen, um meinen Heizlüfter benutzen zu können. Ich fuhr in das Mobilcamp im Taunus. "Willkommen bei Familie B"- das klang familiär und nett, als ich es auf der Internetseite las, umso enttäuschter war ich dann, als ich auf den Parkplatz neben der großen Straße einbog. Hier war nichts familiär, und hübsch war es erst Recht nicht. Und dann zahlte ich noch mehr als 12 Euro, um schlußendlich festzustellen, daß 500 Watt ganze 50 Cent kosteten!  Mein Heizlüfter nahm minimun 750 Watt, und entsprechend sauer war ich. Der Strom sei erst kürzlich so teuer geworden, teilte mir mein Busnachbar mit, und auch er war nicht glücklich darüber.

Am nächsten Morgen machte ich zwei Spaziergänge: Einen kurzen mit Lisa und Edda, und dann noch einen langen nur mit Edda. 

In Frankreich nächtigte ich an einem Fluß, und da ich meinem Kamin ordentlich einheizte, verbrachten wir eine nicht allzu kalte Nacht. Auch hier konnten wir schön spazierengehen. Ich muß ja zugeben, daß mir etwas mulmig war, so ganz allein im fremden Land, und als der Bus dann auch noch begann, merkwürdige Geräusche von sich zu geben, war ich froh, daß ich es noch bis zu Mercedes schaffte. Die Lichtmaschine, teilte man mir mit, aber das müsse nicht repariert werden, ich könne weiterfahren. Ich glaube ja, daß dem Mitarbeiter beim Anblick meines Busses der Angstschweiß ausbrach, vermutlich dachte er, sie würden nie ihr Geld sehen, falls sie die Lichtmaschine tauschen würden... Wir verbrachten die Nacht hinter einer großen Düne in Südfrankreich, und auf dem Foto seht Ihr meinen morgendlichen Kaffeeausblick. Nach dem Frühstück gab es einen Strandspaziergang, sogar Lisa tobte umher, und dann fuhren wir weiter.

Spanien. Tag 4. Im Gegensatz zum Geeiere in Frankreich fuhr es sich hier angenehm und schnell. Dennoch war ich ständig etwas nervös, denn das elektrische Surren, das die Lichtmaschine von sich gab, war inzwischen einfach nicht mehr zu überhören. Allmählich hatte ich auch keine Lust mehr, ständig zu fahren, und ich hoffte, daß wir am Abend des Folgetages endlich am Ziel ankommen würden.  Die Nachttemperaturen waren sehr angenehm, man merkte endlich, daß wir uns im Süden befanden.

Portugal. Mein Wasser ging zur Neige, ich mußte dringend welches kaufen. Und so war der erste Halt der Lidl in Evora. Hier ging mir so richtig auf, daß ich in Portugal war. Ich hatte es tatsächlich geschafft! Ganz allein mit Lisa und Edda! Zwar war ich noch nicht an dem Strand, den ich ansteuerte, aber ich konnte mir trotzdem das glückselige Lächeln nicht verkneifen, als ich mir für das abendliche Glas Wein eine Flasche Mateo einpackte. Hurra, die Karten hatten Recht gehabt: Ein langgehegter Wunsch ging in Erfüllung. Ich war wieder da! Und die restlichen Kilometer bis zur Küste würde ich auch noch schaffen.

Es zog sich dann aber doch noch endlos lange, und allmählich war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich im Hellen ankommen würde. Die notwendigen Pinkelpausen hielt ich extrem kurz, mein Hintern tat mir weh, die Hunde wurden ungeduldig, und ich natürlich auch. Dann noch einige Berge, an denen der Bus ziemlich kämpfte. Nahm das denn alles gar kein Ende?

Kurz vor Sonnenuntergang bog ich in den Holperweg ein, der zum Strand führte. Und dann waren wir da. Endlich!

Es hatte sich einiges verändert, und es standen auch mehr Busse am Strand als noch vor vier Jahren, aber das Meer war immer noch dasselbe! Es gab kein Halten mehr für die Hunde, wir rannten fast an den Strand, und während sich die Sonne den Felsen im Westen näherte, konnte ich mein Glück kaum fassen. Nachdem ich Lisa und Edda ihr Abendessen serviert hatte, goß ich mir mein Glas Mateo ein und genoß den Sonnenuntergang.

In dieser ersten Nacht am Meer war es kalt. Zweimal wachte ich auf, weil ich fror. Das Thermometer im Bus zeigte 3,5 Grad an- in Brusthöhe. Ich heizte ordentlich ein, aber da der Bus nicht gut isoliert ist und es überall reinzieht, nützte das nicht viel. Als ich kurz nach acht aufstand, waren es wieder nur wenige Grad über dem Gefrierpunkt. Der Blick aus dem Bus offenbarte Frost. Alles war von einer dicken, weißen Schicht bedeckt, und über dem Meer lag weißer Dunst. Es sah wunderschön aus, aber ich hatte mich eigentlich darauf gefreut, vor dem Bus mein Käffchen trinken zu können. Das fiel aus. Ich saß bei halb geöffneter Schiebetür am bollernden Ofen und blickte aufs Meer. Immerhin! Einen solchen Ausblick hat man nicht jeden Tag!

Als die Sonne aufging, wurde es dann allerdings recht schnell warm, und Lisa, Edda und ich genossen die Wärme, den Strand und das Meer. Edda band ich vor der Schiebetür fest, und zur Sicherheit hatte sie noch ein Höschen an. Das würde mir wertvolle Sekunden schenken, falls es ein Rüde tatsächlich wagen sollte, um sie zu freien.

Wir verbrachten einen schönen ersten Tag am Strand, und ich freute mich auf einen erholsamen Urlaub.

Am nächsten Tag wurde Lisa krank.

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